meinungen, deinungen

Montag, 29. August 2005

Sauerland meets Saarland: eine wirklich todlangweile Mischung

Strunzlangweilig und gar nicht witzig war gestern Abend Sabine Christiansens Sendung. Ich habe die Sendung noch nie gesehen und irgendwie ahnte ich auch schon, dass ich damit keinen Fehler mache. Das große Match Lafontaine vs. Merz war ein einziger Kampf gegen das Einnicken. Derartig abgedroschene und -gehalfterte Parolen von zwei der aufdringlichsten und schamlosesten PolitikerInnen, die es derzeit im Fernsehen zu vermeiden gibt.

Etwas Amusement hatte ich mir schon versprochen, von dem "großen Duell". Merz als alter Möchtegern-Provinz-Prollo und Jügendsünder, Lafontaine als Shooting-Star der wiedergeborenen parlamentarischen Linken... ein Feuerwerk der Peinlichkeiten hätte es geben können. Am Ende war es doch nur dröges Gefasel. Lafontaine und seine ständigen Apelle an das grundlegende Bedürfnis, Verwerfungen kapitalistischer Vergesellschaftung an einzelnen Personen oder Einkommensgruppen fest zu machen, Merz mit seinen bieder-blöden Referenzen auf die ewig gleiche "Ruck durch Deutschland"-Masche.

Lafontaine bewies ständig seinen Mangel an Umgangsform indem der die stocksteife (und auch gar nicht amüsante) Christiansen unterbrach. Fade, auf einander abgestimmte Argumente. Es muss doch ein Beweis für die völlige Untauglichkeit angeblich linker Ideen sein, wenn jemand wie Merz sie verstehen oder Lafontaine sie äußern kann. Argumentieren nach Schema, links leicht gemacht. Den größten Teil des "Streit-Gesprächs" könnte man in seiner Vollständigkeit wörtlich rekonstruieren, hätte man wenige Stichworte vorliegen, so sehr vorhersehbar war es. Der Rest: Rhetorik, halbherzige Stichelei und abgeschmackte Retourkutschen.

Wer will diese Spinner denn wirklich wählen?

Montag, 22. August 2005

"Entrepreneurially Retarded Hippies"

Alex Blagg schrieb schon vor knapp drei Wochen (am 03. August) ein wahnsinnig guten Eintrag über die Protest-Kultur in San Francisco: "I'll Drink Starbucks If I Want, You Stupid Hippies". Angespornt von einer Demo vor seinem Starbucks schreibt sich Alex so in Rage, dass es ein einziger Genuss ist, das Stück zu lesen. Wenn jemand schon mal wissen wollte, was genau "rant" bedeutet: besser als dieser Beitrag wird es nur selten!

Dienstag, 26. Juli 2005

Rechtfertigungen des Terrors

Die Anschläge in London und Sharm El Sheikh haben ihn einmal wieder auf die Tagesordnung gebracht: Menschen unternehmen denn Versuch zu erklären, warum Terrorismus entsteht und vergreifen sich dabei, etwas zu erklären, das doch eigentlich unmöglich sein sollte. Aus Erklärungen wird langatmige und unoriginelle Konstruktion und am Ende sind die "die Starken", "die Großen" oder wer auch immer eigentlich dafür verantwortlich, aber bloß nicht die Mörder, die eigentlichen Täter.

Adorno hat über solch irrationales Verhalten schon vor 40 Jahren lang und breit doziert, angekommen scheint es nicht zu sein. Damals ging es um die Projektionen und Verdrängung in Zusammenhang mit dem Nationalsozialismus, heute scheinen mir doch aber die selben psychischen Mechanismen wieder zu greifen wenn es darum geht, die eigentlichen Bösewichte in der gegenwärtigen Welt zu bestimmen.

Nicht müde wird man zu betonen, dass doch Amerika die Taliban, den bin Laden und Hussein erst richtig groß gemacht hatten, bevor sie dann später als Rechtfertigung für "völkerrechtswidrige" Angriffskriege vorgeschoben wurden. Na und? Es erforderte die weltpolitische Lage aus Sicht der USA, diese Hintersmänner damals zu unterstützen, genauso wie sie jetzt so schnell wie möglich wieder los zu werden. Die Äußerung der ersten Feststellung hat aber eine andere Funktion als eine argumentatorische. Das Herumreiten auf dem nicht mehr gut zu machenden Fehler, der damals begangen wurde, soll die auf Gedeih und Verderb antikommunistische USA von damals auf ewig diskreditieren. Als ob man sagen wollte: Wenn man für den Aufbau eines Diktators sorgt, darf man sich nicht mehr um seinen Sturz kümmern. Bekloppter geht es wohl kaum.

Aber was auch immer an Vermutungen vorgetragen wird, vielleicht sollte man sich vorher informieren, ob die These noch niemand anders aufgestellt hat... z.B. die Hizbollah oder die Muslimbruderschaft. Sollte einem dann nämlich zu denken geben.

So schrecklich es für manche erscheinen mag: Terror kann man nicht auf die Betroffenen schieben.

In letzter Zeit dazu gelesen: Hier soll jetzt erst mal Schluss sein...

Sonntag, 26. Juni 2005

Welterfahrung intensivieren

Oho, Kante hören macht betrübt und nachdenklich. Komisch, bei diesem manchmal ins spiritistisch-anmutende Gedudel. Aber schön ist's doch trotzdem und wenn eine der vielen Gedanken, die mir beim Hören immer wieder durch den Kopf geht ist der daran, in einer größeren Stadt zu wohnen. Kante als Lifestyle-Surrogat in der Provinz? Ich hoffe nicht, dass es nur ein mentales, inneres gepose ist, das mich dazu verleitet, darüber nachzudenken.

Das Leben ist ganz schön kurz dafür, dass es danach mit aller Wahrscheinlichkeit nicht weiter geht. Warum sollte man dann in einer Situation leben, von der man nicht begeistert ist? Alleine, die materiellen Voraussetzungen, daran etwas zu ändern... ganz schöne Scheiße, dieser Kapitalismus. Zurück zu Kante.

Warm wird die Luft, wenn diese Musik dadurch schwebt. Einfach singen, einfach Gitarre, Bass, Schlagzeug, wasauchimmer spielen, dass es nur so wabert. Das bewegt sich dann irgendwo zwischen Bäume umarmen und meinem neuen Lieblingswunsch: der intensiven Welterfahrung. Mit Texten, die manchmal klug, manchmal etwas gedrungen poetisch aber immer nonchalant gesungen sind. Gerade genug Anspruch, um sich aussuchen zu können, ob man darauf hören möchte oder nicht.

Irgendwie muss das doch gehen, oder? Diese ganze Scheiße hinter sich zu lassen? Eine Stadt ist doch das Symbol eines ersten menschlichen Schrittes aus dem Krampf der Fremdbestimmung... hinein in einen ganz neuen. Aber abstrakter und selbstgemacht, das konkret der Natur abgerungene Material. Auf der einen Seite Symbol der menschlichen Gewalt gegen die Natur, andererseits Feld einer technokratischen entmenschlichenden Gewalt gegen seine EinwohnerInnen. Aber immer mit dem Versprechen der Befreiung, oder? Immer mit der Option der Selbstbestimmung, der Aussicht darauf, im Angesicht der Stadt an mehr denken zu können und mehr wollen zu können als anderswo.

Mittwoch, 27. April 2005

Ich will nicht querlesen

Das Lesen ist ja wirklich eine der faszinierendsten Eigenschaften, die Menschen auszeichnet. Natürlich nehme ich es normalerweise gar nicht wahr, wie kompliziert eigentlich die Verarbeitung dieser Buchstabenreihen sein muss und wie selbstverständlich ein Text überflogen werden kann, so dass nur noch das Verständnis als Herausforderung bleibt.

Heute hatte ich einen Text, den ich nicht verstanden habe. Kulturtheorien, Praxeologie... das ganze Gedöns. Ich habe gelernt: Etwas in einem Text nicht zu verstehen ist super. Sich einen Text anzueignen ohne auf Irritation zu stoßen bedeutet, sich nicht mit ihm auseinander gesetzt zu haben. Der Anspruch, einen Text komplett zu "verstehen" ist nichts anderes als der Wunsch, nichts Neues zu Erfahren. Dieser Text war ganz viel Neues und entsprechend unverständlich (der Autor war aber auch etwas schuld).

Aber als ich ihn vor mir liegen hatte, zwei Zeitschriftseiten auf eine A4-Seite kopiert um Platz und damit Kopiergeld zu sparen, merkte ich, dass ich nicht querlesen wollte. Querlesen hat irgend etwas damit zu tun, dass man Seiten nur überfliegt, keine Sätze liest aber trotzdem alles "versteht". Das könnte man mit diesem Text wahnsinnig gut machen, weil die Buchstaben so verdammt klein sind. Aber: Ich wollte nicht. Mir fiel auf, welche Mühe es mir bereitete, diese endlosen Sätze zusammenzubringen. Wie sich ein Wort an der andere reiht, ein Satz an den nächsten. Welche unterschätzte Rolle Zeit beim Lesen spielt. Das chronologische Vorarbeiten in einem Text. Während sich im Kopf jederzeit ganz unlinear Verbindungen knüpfen, Fragen auf tun, das Gelesene in Teilen wiederholt wird... das alles passiert immerfort und gleichzeitig, nur das Lesen braucht Zeit. Am Anfang des Satzes stellt man Erwartungen an das Ende, und wer weiß eigentlich schon, wie ein Satz endet, bevor er es liest? Es ist so wie mit Schrödingers Katze: Tot und lebendig gleichzeitig, bis man nachschaut.

Das mit dem Querlesen ist was anderes. Und nix für mich.

Samstag, 23. April 2005

Your Kung Fu is Strong!

Es ist endlich so weit! "Kung Fu Hustle", der neueste Film von Stephen Chow, ist da. Gestern in den USA angelaufen, ich hatte aber schon die Möglichkeit, ihn vor ein paar Tagen zu sehen und fand ihn fantastisch!

Nothing like a little Kung Fu action to get your spirits up. Arge Anleihen bei anderen populären Action-Filmen der letzten Zeit (Matrix III, Kill Bill natürlich, etc.) und die einmalig originelle Art des Humors, den man wohl haben muss, wenn man in Hong Kong Filme macht. Von Shaolin Soccer war ich schon sehr begeistert, der hier ist besser.

Keine Ahnung, ob er überhaupt in die deutschen Kinos kommen wird... ich werde die Augen offen halten.

Samstag, 8. Januar 2005

Ekelhaft

Das ekelhafteste der Woche:

Wo der Mensch sich nicht relativieren und eingrenzen lässt, dort verfehlt er sich immer am Leben: zuerst Herodes, der die Kinder von Bethlehem umbringen lässt, dann unter anderem Hitler und Stalin, die Millionen Menschen vernichten ließen, und heute, in unserer Zeit, werden ungeborene Kinder millionenfach umgebracht.
- Erzbischof Joachim Kardinal Meisner in seiner Dreikönigtags-Predigt


Allein schon der erste Satz spricht Bände über Meisners Auffassung über die Selbstbestimmungsmöglichkeiten des Menschen, die schwülstig-autoritäre Art der katholischen Denke ist hier ganz gut herauszuhören.

Über das weitere möchte ich gar nicht erst schreiben.

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